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Fluxus-Künstler wie Joseph Beuys oder Yoko Ono begannen, Kunst als Eingriff in die Realität zu begreifen. In den USA zogen die Vertreter der Land-Art in die Einöde und brachten Zeichen in der Wildnis an. Joseph Beuys marschierte mit einem toten Hasen durch eine Ausstellung und erklärte dem toten Tier die Werke. Der Begriff »soziale Plastik« kam auf: die Idee, dass es schon allein Kunst sein kann, in bestimmter Form auf das gesellschaftliche Umfeld einzuwirken. Simples, wirkungsvolles Prinzip Christo griff das alles auf und machte gemeinsam mit seiner Frau Jeanne-Claude etwas ganz Eigenes daraus. Sie waren ein unzertrennliches Team, bis Jeanne-Claude 2009 mit 74 Jahren an einer Hirnblutung starb. Beider Prinzip war so simpel wie wirkungsvoll: das Nachdenken über etwas in Gang zu setzen, indem man es dem Blick entzieht. Christo verpackte inseln. Einen neuen Blick auf die Welt zu erzwingen, indem den gewohnten verweigert. Eines der ersten Objekte, an dem Christo das durchexerzierte, war ein VW-Käfer. Zu mehr reichten anfangs, in den 1960er-Jahren, seine Mittel nicht.

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Der oft jahrzehntelange Vorlauf – in diesem Fall seit 1971 – ist bei Christo und Jeanne-Claude Teil des Kunstwerks. Das Ringen mit Behörden. Das Hochschlagen der Wellen zwischen Befürwortern und Gegnern. Zu zeigen, dass es möglich ist, Bürgermeister, Abgeordnete und Parlamente zu scheinbar verrückten Entscheidungen zu bewegen. Entscheidungen jenseits wirtschaftlicher, politischer, kommunaler Interessen. Christo verpackte inseln karte. Das macht Christos Projekte als Ganze zur »sozialen Plastik«. Die Verhüllung selbst ist nur das Finale. Unzertrennliches Gespann: Christo und Jeanne-Claude arbeiteten stets gemeinsam. Unzertrennliches Gespann: Christo und Jeanne-Claude arbeiteten stets gemeinsam. Zu diesem Realität-werden-lassen des Unwahrscheinlichen gehört auch, dass Christo und Jeanne-Claude jegliche finanzielle Förderung verweigerten. Keine öffentlichen Zuschüsse, kein Sponsoring – die Kunstwerke finanzierten sich stets aus nichts als der Kunst selbst. Christo fertigte Skizzen und Entwürfe, ließ sie als limitierte Grafik-Serien umsetzen – zum Beispiel von Graffiti in Reutlingen.

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Christo und Jean-Claude würden dafür selbst aufkommen. Die Vorbereitung erfordere noch wenigstens ein Jahr, schreibt die "New York Times". Das Künstlerpaar hat in der Vergangenheit etliche Gebäude sowie Inseln mit Stoffen verpackt, darunter 1995 den Berliner Reichstag.

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Jeanne-Claude verstarb 2009 in New York City und Christo 2020 ebenfalls in New York City. Sie erhielten internationale Anerkennung durch ihre gemeinsam konzipierten Verhüllungsaktionen, meist von Landschaft oder Architektur. Christo übernahm den künstlerischen Part, Jeanne-Claude war eine hervorragende Organisatorin für die oft mühevolle Kleinarbeit jahrelanger Vorbereitungen. Dennoch trafen sie in beiden Bereichen die Entscheidungen stets gemeinsam. Christo, der dem Lehrplan der kommunistischen Regierung an der Kunstakademie in Bulgarien nicht folgen wollte, floh 1957 über Wien und Genf nach Paris. Dort lebte er zunächst unter armseligen Verhältnissen und verdiente sich sein Geld durch Auftragsarbeiten von Portraits. Der Romantiker, der die Welt verzauberte. Über eine seiner Auftraggeberinnen lernte er deren Tochter und seine zukünftige Frau Jeanne-Claude kennen. In Paris erlebte Christo den "Verpackungs-Chic" einer kapitalistischen Welt. In diesem Umfeld begann er mit seinen ersten Verhüllungen und Verpackungen, nutze aber für diese ganz einfache und armselige Materialien und inszenierte seine Verpackungsobjekte so, dass das Verpackte nicht nur unsehbar wird, sondern der zu vermutende Gegenstand darunter zum Zentrum der Neugierde des Betrachters wird.

Christo und Jeanne-Claude im Jahr 2009 | Foto: Anders Krusberg, Peabody Awards Das Paar ließ sich schließlich in New York City nieder, wo sie über 50 Jahre lang lebten. Nachdem Jeanne-Claude 2009 verstorben war, setzte Christo ihre gemeinsame künstlerische Vision alleine fort und realisierte beeindruckende Installationen wie The Floating Piers, die 2016 auf dem italienischen Iseosee eröffnet wurde. In der jüngsten Vergangenheit arbeitete er an Plänen, den Pariser Arc de Triomphe mit Stoff zu verhüllen. Das Projekt wurde erstmals 1962 von Christo und Jeanne-Claude konzipiert. Die Installation war für 2020 geplant, wird aufgrund des Coronavirus allerdings auf Herbst 2021 verschoben. Ausstellung zu Verhüllungskünstlern Christo und Jeanne-Claude | BR24. Werfen wir zur Würdigung dieses besonderen Künstlerpaares einen Blick auf die unglaubliche Umweltkunst von Christo und Jeanne-Claude. Christo und Jeanne-Claude: Eine Ausschnitt ihrer Werke Valley Curtain, 1972 Valley Curtain, 1972 | Foto: Bruce McAllister Valley Curtain war ein orangefarbener Vorhang aus Stoff, der über den bergigen Colorado State Highway 325 gehängt werden sollte.

Berlin - "Ein jegliches hat seine Zeit", heißt es bei Salomo. Und die 16. und letzte Zeile seiner von Luther übersetzten Predigt besagt: "Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon. " Komisch, dass mir gerade das einfällt, während ich nach Worten suche, um einen Künstler zu würdigen, der über Jahrzehnte die Welt in Atem hielt mit seinen spektakulären Verhüllungen von auratischen Landschaften und markanten, geschichtsträchtigen Bauten. So den Pariser Pont Neuf – die Brücke der Liebenden. Die Kunsthalle Bern. Den Gasometer Oberhausen. Christo verpackte inseln der vernunft im. Die Inseln in der Biscayne Bay von Florida. Und, wer könnte das jemals vergessen, den Berliner Reichstag.