Lebendig Ist, Wer Wach Bleibt | Ausgabe: 12/04 | Nmz - Neue Musikzeitung

Lebendig ist, wer wach bleibt Sich dem anderen schenkt Das Bessere hingibt Niemals rechnet Lebendig ist, wer das Leben liebt Seine Begräbnisse, seine Feste Wer Märchen und Mythen auf den ödesten Bergen findet. (Luigi Nono, gefunden gestern in einer Todesanzeige der aktuellen SZ)

Luigi Nono Lebendig Ist Ne

Der "große Vermittler slawischer Literatur in Italien" (Stenzl) verfasste ein umfangreiches Textbuch für Intolleranza. Es kam zum Zerwürfnis, als Nono das Libretto massiv kürzte, umarbeitete und ergänzte. Jürg Stenzl: Luigi Nono. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1998, S. 53–58. ↑ Dietz, Berlin, 1948. F. Rausch, Übers. ↑ Nono benutzte die Strophen 7, 8, 4, 16, 19. ↑ Matthew Boyden, Nick Kimberley, Joe Staines: The Rough Guide to Opera. 3. Auflage. Rough Guides, 2002, S. 550. ↑ Nach dem Booklet der CD Intolleranza, Teldec 4509-97304-2, S. 10; zitiert nach Raymond Fearn: Italian Opera Since 1945. Harwood Academic Publishers, 1998, S. 79–80. ↑ A. M. Luigi Nono: Intolleranza 1960 | Die Deutsche Bühne. Ripellinos Gedicht Vivere e stare svegli (Leben und wachsam sein). A. R., Non un giorno ma adesso, Grafica, Rom, 1960. Vgl. Luigi Nono: Einige genauere Hinweise zu "Intolleranza 1960" (urspr. 1962). In: Jürg Stenzl (Hrsg. ): Luigi Nono, Texte, Studien zu seiner Musik. Atlantis, Zürich / Freiburg 1975, S. 68–81, hier S. 70. ↑ Alfred Andersch übersetzt in der deutschen Partitur Ausgabe, aber nicht in seinem Entwurf emigrante mit Flüchtling.

Es ist ein Schrei der Hunderten, elaborierte Musik und lebendige Szene, und doch: ein einziger, langer Schrei. Luigi Nonos "Intolleranza 1960" ist die zweite Opernneuproduktion der heurigen Salzburger Festspiele. Regisseur Jan Lauwers bevölkert die Bühne der Felsenreitschule mit 167 Menschen - Sängerinnen, Tänzer, Techniker. Es wird gefoltert und misshandelt, die Flut und das Flüchten nehmen kein Ende. Bei der Premiere am Sonntagabend: große Erschöpfung, großer Applaus. Luigi nono lebendig ist mit. Luigi Nonos Musik ist suggestiv, unerbittlich und hochdramatisch, ist Anklage und Jury in einem, Schule des Hörens und akustischer Frontalangriff. Ingo Metzmacher und die Wiener Philharmoniker bringen die nur sehr selten gespielte Partitur in einer klirrenden Klarheit und klanglichen Qualität dar, die Festspielcharakter im besten Sinne hat. Auch das Sängerensemble rund um Sean Panikkar als Emigrant und Sarah Maria Sun als seine Gefährtin sowie der szenisch über alle Maßen beanspruchte Staatsopernchor haben sich Nonos Klangwelt in durchdringender Weise verschrieben.

Luigi Nono Lebendig Ist Und

Liebende Lebendigkeit Lebendig ist, wer wach bleibt, sich dem anderen schenkt, niemals rechnet. ist, wer das Leben liebt, seine Begräbnisse, seine Feste, wer Märchen und Mythen auf dem ödesten Berg findet. ist, wer das Licht erwartet, in den Tagen des schwarzen Sturms, wer die stilleren Lieder ohne Geschrei und Schüsse wählt, sich zum Herbst hinwendet und nicht aufhört zu lieben. (Luigi Nono)

Christian Pöppelreiter entschied, das Stück nicht in einen tagesaktuellen politischen Kontext zu versetzen, sondern fasste die Handlung als eine allgemeingültige Parabel auf. So bleiben bei der Demonstration des ersten Aktes die Transparente der Demonstranten leer und schwarz; weder Kostüme noch Ausstattung lassen Rückschlüsse auf eine zeitliche Verankerung zu. Alles ist kalt und leer, schwarz ist die dominierende Farbe. Anonym sind die Opfer, anonym die Helfer der Unterdrückung, beide Gruppen gleich gesichtslos. Daniel Libeskind hat eine expressive Bühnenskulptur entworfen, die an das Jüdische Museum in Berlin erinnert. Ein verzerrter Quader schiebt sich mit aller Gewalt in den Raum. Darüber streckt sich drohend ein verzerrtes Trapez. Luigi nono lebendig ist und. Die Skulptur ist so raumgreifend, dass sie die Protagonisten, egal ob Opfer oder Helfer der nie selbst auftretenden Machthaber, zu erdrücken droht. Als es dem Flüchtling gelingt, aus der Folterhaft auszubrechen und in die Freiheit zu entkommen, fährt das Bühnenbild in die geöffnete Hinterbühne zurück; die weichende Bedrohung ist körperlich nachzuempfinden.

Luigi Nono Lebendig Ist Mit

Erst während der Arbeit an dem neuen Stück für das Young Moves-Programm des Balletts am Rhein entschied sich Boris Randzio, Schuberts Musik die Ballade Daydreaming aus dem 2016 veröffentlichten Album A Moon Shaped Pool der englischen Band Radiohead gegenüberzustellen – ein geradezu Beckett'sches, dunkel getöntes Irre-Gehen durch eine Welt, in der man deplatziert ist, ein Singen davon, dass Träumer nie dazulernen und immer erst aufwachen, wenn die Katastrophe bereits geschehen ist. Wach bleiben - Institut für Lebenskunde. "Der Tanz im ersten Teil meines Stückes ist stärker mit dem Boden verbunden, als ob die Tänzer gerade erst gebo- ren würden, um dann zu Schuberts Musik immer mehr abzuheben – auch durch die Spitzenschuhe, die zu Beginn kaum eine Rolle spielen", erläutert Boris Randzio. "Daydreaming von Radiohead thematisiert den Wunsch eines Rückzugs aus der Gesellschaft, sei es aus Gründen des Schutzes oder der Abschottung. Diese Gefühle des Alleinseins möchte ich zur Musik Franz Schuberts aufbrechen, zeigen, wie das Vertrauen zu sich selbst und den anderen zurückkehrt. "

Ein Bergwerksunglück, der Kampf Algeriens gegen die Kolonialmacht Frankreich, neofaschistische Aufstände und eine Überschwemmung in Italien hatten ihn dazu veranlasst. Manche empfanden dies erste Bühnenwerk des 1990 verstorbenen Komponisten als platte Polit-Werbung für die kommunistische Partei, der Nono angehörte. Lesen kann man es durchaus als allgemein-menschliche Einforderung von Humanität und Demokratie. In der Hannoveraner Aufführung stürzt am Ende von der Bühnenrückwand ein armdicker Wasserfall auf das Geschehen wie ein Sturzbach, in dessen Fluten Tote schwimmen. Dann wird der Zuschauer wieder zurück ins Parkett gedrängt, blickt von dort auf eine pietà. Als reinigende Katharsis kommt das kaum an. Zu verkopft wirkt das Konzept, bleibt Konzept. Statt Ideen zu versinnlichen wird das Publikum ständig hin und her kommandiert. Vor 60 Jahren in Venedig - Als Luigi Nonos "Intolleranza 1960" uraufgeführt wurde | deutschlandfunk.de. Oder soll es so Intoleranz erleben? Bewundern darf man die musikalische Leistung des Chors. Szenisch geführt ist er nur schemenhaft. Wirkliche Figuren formen sich nicht.