Ehret Die Alter Ego

Darauf der Vater: "Sei ruhig, dafür ist der andere umso länger. " Im Nudistencamp. Ein Herr fragt den Kellner: "Warum sprechen Sie so undeutlich? " Der Kellner: "Und wo soll ich mein Wechselgeld aufbewahren? " Nostalgie ist die Fähigkeit, darüber zu trauern, dass es nicht mehr so ist, wie es früher nicht gewesen ist. Ehret die Alten, eh' sie erkalten. Zur Demokratie gehört, dass man nicht jeden Interessenhaufen zum Volk erklärt. Emma, uns're gute Tante, / ist uns're einzige Verwandte. / Sie verzichtete aufs Ehebett / und hat meinen Vetter ledig ghett. Wer vieles weiß, gibt manches preis. Wer nichts versteht, bleibt meist diskret. Nur ein Mensch, der ohne G'spür ist, will durch die Wand, wo keine Tür ist. Ich schüttle kräftig meine Urnen, so lass' ich meine Ahnen turnen. Was eine Großstadt munter hält, das ist und bleibt die Unterwelt. Es ist nicht Fleisch, es ist nicht Fisch, was da kocht der Runde Tisch.

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G etreu dem von ihm selbst ausgegebenen Motto "Ehret die Alten, ehe sie erkalten" wird sich Herbert Bonewitz sicherlich gerne hochleben lassen. Richtet ihm doch seine Heimatstadt heute im Mainzer Unterhaus einen Geburtstagsempfang aus. Auch wenn es nicht unbedingt ein Spaß ist, achtzig Jahre auf dem Buckel und so viele verschiedene Orden um den Hals hängen zu haben. Ausgezeichnet sind nicht nur die meist hintersinnigen, bisweilen auch bissigen Wortverdrehungen des Jubilars, der dem Volk nach eigenem Bekunden "aufs Maul schaut, ohne ihm nach dem Munde zu reden" – sondern auch viele seiner sonstigen Leistungen in den Fächern Fastnacht, Kabarett, Zeichnen, Bücher schreiben und Humorpflege. Weshalb sich Bonewitz, der bereits die vom Unterhaus für stets ausverkaufte Vorstellungen verliehene Ehrenglocke, einen Stern der Satire auf dem Mainzer Walk of Fame sowie das Bundesverdienstkreuz am Bande besitzt, von heute an auch noch über das Stadtsiegel in Silber freuen kann. Als "Prinz Bibi" in der Fernsehsitzung Was ihm fast alle Mainzer gönnen dürften – mit Ausnahme einiger älterer Mitstreiter vielleicht, die dem "Nestbeschmutzer" dessen Mitte der siebziger Jahre laut und vernehmlich geäußerte Fastnachtskritik noch immer nicht ganz verziehen haben.

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Damit ein Wein sich dergestalt öffnet, muss er nicht nur lagerungs-, sondern auch entwicklungsfähig sein, was leider nicht immer dasselbe ist. Zucker, Säure (beides verbindet der Riesling in idealer Weise) und Lagerung der Flasche im Keller müssen zusammenspielen, damit aus dem Baby ein Erwachsener wird. Dabei zeigt das Getränk geradezu menschliche Qualitäten. Mit zunehmendem Alter wächst auch die Kompetenz. In diesem Fall die als Speisenbegleiter. Das cremige Trinkgefühl mit Vanille, Karamell und feiner Säure auf der Zunge sorgt für vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Ein Kabinett beispielsweise entfaltet seinen wahren Charakter erst nach zwei bis drei Jahren. Freilich, mit seinem Wechselspiel zwischen feiner Süße und zitriger Säure ist er bei gleichzeitig niedrigen Alkoholwerten schon früher einen Schluck wert. Doch erst später kommt er mit richtig deftigen Speisen klar. Zum Beispiel mit Döppekooche, der Eifeler Variante des Reibekuchens. Oder mit der fettigen Süße von Matjeshering und Lachstartar.

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"Ein Narr packt aus" hieß damals sein erstes Soloprogramm, mit dem der bundesweit bekannte "Hackethal der Mainzer Fastnacht" 1975 für ein tagelang ausverkauftes Forumtheater Unterhaus gesorgt hatte; 16 weitere Programme folgten. Dass die ehemalige "Gonsbach-Lerche", die seinerzeit auch als "Prinz Bibi" in der Fernsehsitzung überzeugte, die eigene Zunft zu schelten wagte, ist allerdings schon lange keine Aufregung mehr wert. In der vergangenen Kampagne hat Bonewitz übrigens die Gelegenheit vorübergehen lassen, an der Seite seiner Ehefrau, Prinzessin Bärbel, noch einmal den Prinzen zu geben. An seiner Stelle übernahm der Ranzengardist Johannes Gerster die männliche Hauptrolle beim nicht ernsthaft proklamierten "Allerscheensten Meenzer Prinzenpaar". Übersetzte Asterix in Mainzerische Ansonsten ist der "Doktor humoris causa", der bis zum 1983 vollzogenen Wechsel in die Freiberuflichkeit Werbeleiter, Autor, Grafiker und Prokurist beim Mainzer Hygienepapierhersteller Hakle war, noch immer für jeden Spaß und jede Tollheit zu haben.

Die zoologisch ahnungslose Popkultur hat nie begriffen, dass es weder Grammys sind noch Adelstitel, die einen unsterblich machen. Was wurde gelacht, als eine Wassermilbe nach Jennifer Lopez benannt wurde, eine Assel nach Freddie Mercury, ein Grunzerkrebs nach Bob Marley und ein Spinne in der kalifornischen Wüste nach Bono. Als wäre nicht jeder dieser Namen eine Buße für die menschliche Hybris, ein Mandat der Kultur für die Natur. Mick Jagger und Keith Richards gaben ihre Namen bereits für die 500 Millionen Jahre alten Gliederfüßer Aegrotocatellus jaggeri und Perirehaedulus richardsi, die heute, in der wahren Welt der Wissenschaft zumindest, lebende Legenden sind. Keith Richards hat mit 70 Jahren auch genug davon, als Urtier, eingelegt in Alkohol, bestaunt zu werden. Er ist Großvater. In "Gus & ich", seinem Debüt als Kinderbuchautor, erzählt er von Theodore Augustus Dupree und seinem Enkel Keith in London nach dem Krieg. Der Opa regt den Jungen zum Gitarrespielen an, ermuntert ihn zu Streichen aller Art und schärft die Sinne für die eigentlichen Lebensfreuden.